Mittwoch, 12. September 2012

Die Werbung ist ein lächelndes Aas.

Dass Werbung und Wirklichkeit zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind, die nix miteinander zu tun haben, ist vermutlich hinlänglich bekannt. Weitere Gedanken dazu sind eigentlich völlig überflüssig. Dennoch gibt es diese Momente der Wut, vor denen auch ich (selbst nach 12 Jahren Arbeit in dieser Branche) nicht gefeit bin. Wie z. B. letzten Sonntag:
Es ist 7 Uhr, die Kinder sind wach. Mann und ich räkeln uns faul im Bett, mein eines Ohr reckt sich allerdings Unheil witternd gen Kinderzimmer. Doch nichts passiert. Im Gegenteil : SIE SPIELEN! MITEINANDER!!!!
Um 8 stehe ich auf, mache Frühstück, hole Brötchen und Zeitung.

Die Familie beim gemütlichen Sonntagsfrühstück

"FRÜHSTÜCK IST FERTIG!" rufe ich. Kurze Zeit später haben sich alle am Tisch versammelt. Ich hole den Kaffee und will mich setzten. "Will keinen Kakao!" brüllt der Kleine. "Was möchtest du denn trinken?" frage ich. "Apfelschorle". Ich stehe auf, hole die Apfelschorle und will mich setzen. "Nicht aus dem Glas, aus dem Becher!" kräht selbiger. "Nein, die bleibt jetzt im Glas" sage ich, setze mich und nehme mir ein Brötchen. "Dann trink ich die gar nicht!" schreit der kleine Mann und haut das Glas um. Ich meckere ihn an, nehme das Glas weg, stehe auf und hole ein Tuch, um die Schweinerei wegzuwischen. Dann setze ich mich wieder hin. Der Kleine heult.
"Kannst du mir die Brezel aufschneiden?" fragt die Große, deren Messer der Brezel nur Druckspuren zufügt. "Klar." Ich stehe auf, hole ein scharfes Messer, setze mich wieder und schneide die Brezel in 2 Teile. "Ist hier irgendwo Salz?" fragt Mann, der gerade sein Frühstücksei geköpft hat. "Oh, hab ich wohl vergessen." Ich stehe auf, hole das Salz und setze mich wieder hin. Derweil hat Mann dem Kleinen, der sich mitlerweile wieder beruhigt hat, sein Brötchen aufgeschnitten, nach Anweisung mit Butter bestrichen und mit Wurst belegt. Auf die andere Hälfte kommt Marmelade. Männlein beisst in sein Wurstbrot und wirft dabei die Marmeladenhälfte runter, die auf seinem Schoß landet: "IIIiiihhh!" Ich stehe auf, hole ein Tuch, putze die Marmelade, so gut es geht von der Hose, schmeiße das Tuch weg und setze mich wieder hin. Derweil bearbeitet der Kleine sein noch ungeöffnetes Frühstücksei mit dem Messer.
"Soll ich dir helfen?" fragt Papa. "Nein, mach ich alleine!" Und siehe da, es klappt. Der obere Teil saust nach einem gezielten Hieb quer über den Tisch und trifft mit Eigelb nach vorne aufs T-Shirt der Tochter. "IIIIiiigittt, Mann, mein Lieblings-T-Shirt!" "Ist doch nicht so schlimm, ich wasche es heute," sage ich, stehe auf, hole ein Tuch, gebe es ihr und setze mich wieder hin. Männleins Finger sind voll mit Eigelb, ebenso Löffel und Shirt. Ich stehe auf, hole ein Tuch, wische ab und setze mich wieder hin. Jetzt ein Brötchen mit Honig! Aber wo ist der Honig? Ich stehe auf, hole den Honig und will mich gerade wieder setzen. "Mama, wenn du schon da stehst, kannst du mir eben eine Serviette geben?" fragt die Große. Klar, kann ich das. Ich hole die Servietten und setze mich wieder hin. Da klingelt das Telefon. Ich stehe auf, wahrscheinlich die Schwiegermutter. Ich gehe ans Telefon, um ihr zu sagen, dass wir gerade frühstücken. Als ich nach einer Minute wiederkomme, um mich hinzusetzen, fragt mich Tochter: "Mama, wir sind fertig. Dürfen wir aufstehen?"

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