Donnerstag, 24. Januar 2013

Helikopterabsturz.


Gestern hatte ich keine Diskussion mit der Mutter eines Freundes meines Sohnes. Sie erzählte mir von dem Stress, den sie mit ihren drei Kindern (10, 8 und 4) hat. Ich nickte zustimmend, konnte mir das lebhaft vorstellen. 3 Kinder! Respekt!
"Also, am Montag hole ich L. (4) von der Kita ab, dann die anderen beiden von der Schule. Mittagessen. Dann bringe ich L. zum Frühenglischkurs, K. (8) zum Ballett und hole sie anschließend wieder ab. Dienstag bringe ich K. zum Flötenunterricht und M. (10) zum Fußball. Mittwoch hat L. Fußball und M. muss zur Nachhilfe. Donnerstags ist zum Glück Musikschultag, da haben alle Kinder ihre eigenen Kurse ungefähr zur gleichen Zeit, ich muss also nicht so oft fahren. Freitags haben sie ihren freien Nachmittag, nur L. hat momentan noch seinen Schwimmkurs. Samstags ist meist irgendein Fußballturnier, wo wir dann in der Regel mit der ganzen Familie hinfahren."
"Wow", dachte ich, "das hört sich in der Tat stressig an. Allerdings für die Kinder." Deshalb sagte ich nichts, kam aber auf dem Weg nach Hause ins Grübeln. Bisher hatte der kleine Mann (4) in seinem Leben lediglich einen Schwimmkurs (leider ohne Erfolg, richtig schwimmen kann er noch nicht) absolviert und ein Mal die Woche gibt es in der Kita Englisch mit Schülern des Salemer Internats (er kann jetzt sheep und elephant sagen). Die Große (11) hatte sich ihre nachmittäglichen Aktivitäten immer selbst ausgesucht (also das, was die jeweiligen Freundinnen gerade machen). Erst war es lange Jahre Turnen und nun ist es Chor und Pfadfinder. Zum Glück ist sie immer selber hingelaufen und auch meist zurück, außer als sie kleiner war im Winter im Dunkeln.
Meine Grübelei scheuchte mich vor den Rechner. Ich googelte "Frühförderung", (1.190.000 Ergebnisse) "Frühkindliche Bildung" (1.740.00 Ergebnisse) und war direkt überfordert.
Dann aber stieß ich auf einen extrem lesenswerten Beitrag (Skript), den das Deutschlandradio Kultur im September letzen Jahres gesendet hatte. Titel: .Bitte landen! Von Helikopter-Eltern und ihren Kindern.
Da war ich wieder beruhigt. Dort heißt es nämlich im Prinzip: Manchmal ist weniger mehr. Oder - um ein afrikanisches Sprichwort  zu zitieren: "Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht".
Und morgen darf der Kleine, wie gewünscht, allein zur Kita gehen. Allerdings nur das letzte Stück, also die 200 Meter von der Seitenstraße, wo man parken kann, bis zur Tür.
Die passende Jacke hat er ja jetzt.


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