Freitag, 11. Januar 2013

Zielorientiert oder "moment mal", Teil 2.

Angeregt durch die tolle Grafik von Brigitte MOM fand heute morgen ein Selbstversuch statt mit dem Ziel, die Zeitdifferenz von Weg Allein vs. Weg mit Kleinkind festzustellen.

http://www.facebook.com/brigittemom
Bin also mit Kleinkind zu Fuß zur Kita (Dauer: 35 Minuten) und allein wieder zurück (Dauer: 8 Minuten). (Anmerkung: Kind trägt keine Windel mehr!). Summasummarum: fast 42 Minuten. Plus gleicher Rückweg macht zusammen 1,5 Stunden. Die von der schmal begrenzten kinderlosen Zeit abgehen, in der ich arbeiten kann. (zum Glück von zuhause aus). Da dies für mein zu erledigendes Arbeitspensum definitiv zu viel Zeit ist, bringe ich Sohnemann mit dem Auto (ein Weg: 12 Minuten). Für mich als zielorientierte Erwachsene eine klare, eindeutige Rechnung: Der Fußmarsch ist zielorientiert gesehen verschwendete Zeit. Aus Sicht des Kindes natürlich nicht, da ist es eine Zeit der Entdeckungen, des Frohlockens, der Überraschungen und der Freude am Leben, an der Natur, an Käfern und Hauseingängen, abgebrannten Knallern und weggeworfenen Kakaotüten, vorbeifahrenden Autos und - wenn's gut läuft - noch einem Müllauto im Einsatz. Die Parameter sind also grundverschieden: Für den kleinen Mann ist der Weg nicht das Ziel, sondern der Weg = Abenteuer. Das Ziel wird schon noch kommen, so viel weiß er bereits. Für mich ist der Weg ganz klar der Weg. Und zwar hin zum Ziel (Kita, bzw. Zeit zum Arbeiten).
Ich versuche mich zu erinnern: Ab wann wurde eigentlich der Weg das Ziel? In der Grundschule noch nicht, auch nicht später, da waren die Busfahrten hin und von der Schule definitiv spannender als die Veranstaltungen (ausgenommen Pausen) dazwischen. Im Studium verhielt es sich ähnlich. Ich glaube, wirklich zielorientiert wurde es im Arbeitsleben, als z.B. die Fertigstellung einer Präsentation anfing, den Alltag aufzufressen. Oder die Deadline zur Beendigung eines Artikels die Freizeit komplett hintenanstellte. Lob des Chefs, Veröffentlichung oder Anrkennung bei Kollegen waren plötzlich der Fokus, der den Unterschied zwischen wichtig und unwichtig machte.
Zack! Das Leben war plötzlich zielorientiert. Der Weg zur Arbeit: lästige 25 Minuten. Ziele definierten Zeit in wesentliche oder verschwendete Zeit. Aber diese Festlegung erfährt  mit dem Alter zunehmend eine Umkehrung. Zu viel Zielorientierung wird irgendwann zur Belastung. Daher auch wahrscheinlich die vielen "Carpe diem" Ratgeber. Oder die zunehmende Zahl von Kursen und Coachings zu dem Thema.
Für mich habe ich festgestellt, dass es (noch nicht) "entweder-oder" gibt. Sondern statt dessen ein "mal so - mal so." Mal hetze ich von A nach B und versuche, möglichst viel Zeit zu sparen. Und manchmel genieße ich die Variante mit Kleinkind ungemein.


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen