Dienstag, 1. Oktober 2013

"Der will doch nur spielen!" oder: Vom Umgang mit aggressiven Kindern.

Wie viel Aggression ist noch normal?


In der aktuellen Nido (10/2013) beschäftigt sich ein Artikel mit „aggressiven“ Kindern. Schnell wird klar, dass es zu diesem Thema (wie zu unzähligen anderen auch) zwei nahezu unversöhnliche Lager gibt. Auf der einen Seite die Liberalen, die, wie der dänische Erziehungsberater Jesper Juul, für einen entspannten Umgang mit dem „Problem“ plädieren. Und auf der anderen Seite die Hardliner, wie der Bonner Jugendpsychiater Michael Winterhoff (mit dem es parallel im aktuellen Spiegel 25.09.2013 ein Interview gibt), die ein Mehr an Disziplin fordern.
Leider gibt keine Seite eine konkrete Antwort auf die Frage, was denn nun ein wirklich aggressives Kind ausmacht. Ist bereits ein Wutausbruch an der Supermarktkasse oder der eskalierende Geschwisterstreit wegen eines Spielzeuges Vorbote einer unheilvollen Entwicklung hin zum selbigen? Oder ist es eine zu lasche Erziehung, die bereits bei den Kleinsten Entwicklungsverzögerungen verursacht, um sie später peu à peu zu sozial inkompatiblen Ego-Monstern zu machen, denen nicht mehr beizukommen ist, so die These Winterhoffs.
Wie viel Aggression ist normal? Und gehört ein gewisses Maß an Aggression nicht zur kindlichen Entwicklung dazu, um eigene Grenzen zu erfahren und überhaupt erst zu erlernen? Beispielsweise beim notwendigen Geschwisterstreit oder bei der Erfahrung, dass man nicht alles kriegt, was man will ( s. auch Quengelware).
Viel entscheidender ist doch der Umgang mit dem zu Recht manchmal aggressiven Kind.
Idealerweise begreift man „Aggression als Kommunikationsangebot“ (Nido). Auf das man am besten gelassen aber ernsthaft reagiert. So kann man dem Kind signalisieren, dass man es ernst nimmt „ich verstehe, ja dass du wütend bist“, sein Verhalten (Schlagen, Boxen, Beißen o.ä.) aber nicht toleriert. Man kann dem Kind anbieten, seine Wut erst einmal woanders rauszulassen (z.B. ins Kissen schlagen, boxen, beißen) oder man geht das Thema jovialer an: „Sogar wenn ein kleines Kind seine Eltern boxe, solle man lachend entgegnen: „Hey, gut geboxt. Mach noch mal! Und dann sag mir, was dich ärgert!““ (Nido). Das klingt doch vernünftig.
So oder so - das beste Lehrstück, wie man es NICHT machen sollte, liefert eindeutig der Film "Der Gott des Gemetzels" von Roman Polanski, der auf einem Theaterstück der französischen Dramatikerin Yasmina Reza basiert.

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