Montag, 20. Januar 2014

Ideologischer Hürdenlauf: Der Wunschkaiserschnitt


Der Mamablog widmet sich heute dem Thema Kaiserschnitt. Die Tatsache, dass die Zahl der Wunschkaiserschnitte in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat, führt zu einer ideologischen Schlammschlacht. Hatte selbiger 1999 bei Victoria Beckham noch zu öffentlicher Empörung geführt („too posh to push“ – zu fein zum Pressen), so ist der Wunschkaiserschnitt mittlerweile zum Glück halbwegs salonfähig geworden, es gibt erste Krankenhäuser und Kliniken, die als „kaiserschnittfreundlich“ gelten. Dennoch reisst die Kritik aus den eigenen Reihen nicht ab.
Frauen, die sich für einen Wunschkaiserschnitt entscheiden, haben unterschiedliche Gründe. Größere Planbarkeit und die Angst vor Schmerzen spielt neben der Angst, „unten ausgeleiert“ und damit inkontinent zu werden, eine wesentliche Rolle.
Und sie machen noch eine neue Erfahrung: Spätestens mit dieser Entscheidung werden sie mit der ersten großen ideologischen Hürde konfrontiert. Kannte man bisher Ideologien nur in Gestalt von religiösen Fanatikern oder militanten Nichtrauchern, so steht man plötzlich einem feindlichen Lager gegenüber, das sich aus derselben Spezies wie man selber – nämlich Mütter bzw. werdende Mütter - rekrutiert. Denn in punkto Wunschkaiserschnitt spalten sich die Geister. Und zwar entrüstet, unversöhnlich und teilweise extrem diffamierend.

„Meine Güte ist jetzt vielleicht nur meine Meinung aber dennoch dir würde ich dein Kind fast wegnehmen!! Wie kannst du dein Kleines nur solchen Risiken und Gefahren aussetzen? Klingeln da bei dir als Mutter nicht sämtliche Alarmglocken wenn dein Kind so früh auf die Welt geholt wird? Wahrscheinlich nicht weil du nur an dich denkst!!!! Wahnsinn.... Warum wirst du überhaupt schwanger wenn du keine Wehen willst, kein Geburtserlebnis usw.?“

http://forum.gofeminin.de/forum/f119/__f151_f119-Geplanter-Kaiserschnitt.html (25.05.2010)

Im schlimmsten Fall müssen Wunschkaiserschnittkandidatinnen also damit rechnen, schon vor Beginn des Trainings von den anderen Anwärterinnen aus dem Rennen geschickt zu werden. Weil sie sich in deren Augen selbst disqualifiziert haben. Und so maximal in der B-Liga weitermachen dürfen. Aber da ebenfalls das volle Programm durchziehen müssen. Und bis zum bitteren Ende.                        ( aus "Ironmom", S. 31-33)

Das ist schade, stellt doch ein Kaiserschnitt eine relevante Alternative dar, die als Beispiel für medizinischen Fortschritt so manche Totgeburt bzw. lebensgefährliche Situation (für Mutter und/oder Kind) eliminieren kann. Apropros medizinischer Fortschritt. Sind wir nicht alle froh darüber? Meistens jedenfalls? Heute lässt sich doch auch kein Mensch mehr seine kaputten Zähne mit einer glühenden Zange und ohne Betäubung herausreissen, oder?

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